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Positive Fehlerkultur

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Das Wissen über sprachliche Herausforderungen hilft Ihnen bei der Unterrichtsplanung und der Etablierung einer positiven Feedbackkultur. Nachfolgend werden einige sprachliche Hürden für Sprachlernende also auch hinsichtlich der Fach- und Bildungssprache beispielhaft genannt.


Sprachstufen, die noch nicht einer Erstsprachenkompetenz entsprechen

Von Regeln abgeleitete, aber fehlerhafte Bildung einer Sprachform nach dem Muster einer oder mehrerer anderer Sprachformen

Übertragung von Erstsprachstrukturen (L1) auf äquivalente Strukturen einer Zweitsprache (L2) oder umgekehrt

Stagnation beim Erlernen einer Zweitsprache (L2) sowie Festigung fehlerhafter Konstruktionen

Spracherwerb

 

Das Wissen über sprachliche Herausforderungen für Neuzugewanderte hilft Ihnen bei der Unterrichtsplanung. Nachfolgend werden einige sprachliche Hürden beispielhaft anhand der vier Fertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben genannt.


 

Der Sprachenerwerb erfolgt über viele individuelle Lernersprachen (sogenannte Interimssprachen). Diese individuellen Lernersprachen sind notwendige Lernzwischenschritte auf dem Weg zur Zielsprache, die nicht übersprungen werden dürfen und zum Weiterlernen aufgegriffen werden sollten.

Lernersprachen enthalten beispielsweise Normverstöße wie Übergeneralisierungen. Ein Beispiel für die Übergeneralisierung ist z. B. die Verbbildung: „machen“ – „ge-mach-t“, „schreiben“ – „ge-schreib-t“.

 

Dieses Sprachlernstadium ist einerseits wichtig, muss reflektiert werden und kann einerseits zum Weiterlernen produktiv genutzt werden; andererseits gibt es der Lehrkraft Aufschluss darüber, welche Regeln bereits verinnerlicht wurden. Fehler sind im Zweitspracherwerb somit auch Merkmale aktiver und kontinuierlicher Lernprozesse. Genauso treten während des gesamten Sprachlernprozesses immer wieder Interferenzen auf, also Übertragungen z. B. von Strukturen der Erstsprache L1 auf die zu erlernende Zweitsprache L2. Ein Beispiel für Interferenz aus der Erstsprache Englisch ist die Pluralbildung mit „-s“: „Rad“ – „Räders“.

 

Entsprechend sollte eine positive Fehlerkultur praktiziert werden und die Fehlerkorrektur insbesondere beim Sprechen nicht im Vordergrund stehen. Möglichkeiten des sensiblen Umgangs mit Fehlern sind z. B. behutsames Modellieren oder situatives Aufgreifen von Sprachlernfehlern. Um Fossilisierungen, also die Entstehung von gewohnheitsmäßig falschem Sprachgebrauch, zu verhindern, sollte man den Schülerinnen und Schülern solche Fehlentwicklungen bewusst machen.

 

Fach- und Bildungssprache

 

Die Schülerinnen und Schüler erwerben ein grundlegendes Repertoire an schul- und fachspezifischen Methoden und v. a. an individuellen (Sprachlern-)Strategien. Beispiele hierfür sind:

  • Operatoren auch fachspezifisch kennen und anwenden
  • Schul- und Unterrichtssprache verstehen und umsetzen
  • bildungs- und fachsprachliche Herausforderungen meistern
  • fachtypische und fächerübergreifende Aufgabenformate begreifen
  • Strategien zum selbstständigen Sprachenlernen anwenden und adaptieren können

Auf der Grundlage von individueller Beobachtung und Dokumentation des Lernfortschritts der Schülerinnen und Schüler sowie auf Basis der einzelnen Lernstandserhebungen begleiten Sie als Lehrkraft den Sprachlernprozess der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich. Dies geschieht z. B. anhand von individuellen Feedbackgesprächen, aufgrund derer gemeinsame Sprachlernziele formuliert werden. Auf diese Weise nehmen die Schülerinnen und Schüler ihren Sprachlernprozess wahr, reflektieren diesen und gestalten ihn bewusst mit.